Freund, Ratgeber, Lehrer, Arzt – das sind nur einige der Rollen, in denen die vierbeinigen Therpeuten aufgehen und damit das Leben anderer bereichern und die Einstellung der Menschen in China ihnen gegenüber verändern.
Hunde sind so viel mehr als nur Freunde. Für mich sind sie auch Kollegen und in unserer täglichen Arbeit werde ich immer wieder Zeuge davon, wie sie psychisch kranken Menschen als Berater, in Sachen Tierschutz ahnungslosen Menschen als Lehrer und Kranken, für die die medizinische Wissenschaft keine Lösung bietet, als Arzt fungieren.
Assistenzhunde nehmen diese unglaublichen Rollen im Rahmen unseres “Doctor Dog” und “Professor Pfote”-Programms an und ich erlebe mit eigenen Augen, wie deren Interaktion mit den Menschen in Hong Kong und Guangzhou dazu führt, dass sich die Einstellung dieser Menschen gegenüber Hunden und dem Thema Tierschutz verändert.
Es ist bedauerlich, dass viele Kinder in Asien mit der Prämisse aufwachsen, dass alle Hunde gefährlich sind. Um dieses Missverständnis anzugehen, besuchen wir mit den “Professor Pfote” Assistenzhunden lokale Schulen.
Einer, der seine Sache besonders gut machte, war der bezaubernde Golden Retriever, Jack. Er besuchte reguläre und Förderschulen in ganz Hong Kong und war in einem Maß beliebt, dass es nicht selten dazu kam, dass ihn seine neuen Menschenfreunde auf der Straße erkannten, zu ihm rübereilten und ihn streichelten, seinen Kopf kraulten oder gar herzlich umarmten.
Leider ist Jack kürzlich verstorben aber seine mitreißende Persönlichkeit wird ewig in Erinnerung bleiben und der langanhaltende Einfluss seiner Arbeit wird weiter bestehen.
Während einige junge Menschen über Hunde falsch informiert sind, machten andere negative Erfahrungen mit ihnen. Für Schüler, die in der Vergangenheit ein Trauma davongetragen haben, welches mit Hunden in Verbindung steht, kann es sich als schwierig gestalten, wieder Vertrauen zu diesen Tieren aufzubauen. Ihre immense Furcht vor Hunden bricht einem regelrecht das Herz.
Aber mit “Doctor Dog” sind wir in der Lage, dazu beizutragen, Selbstvertrauen zu stärken, die Angst zu mindern und eine Verhaltensänderung herbeizuführen – alles nur dank positiver Interaktionen mit unseren registrierten Therapiehunden.
Ich erinnere mich an einen Schüler, der als kleines Kind von einem Hund nahe seines Hauses gebissen wurden. Seit jeher glaubte er, dass alle Hunde ihm Schaden zufügen wollten und als er mitbekommen hatte, dass Therapiehunde in seine Schule kommen würden, war er sehr verängstigt.
In solchen Fällen zwingen wir niemanden dazu, mit unseren Therapiehunden zu interagieren – zur Sicherheit und dem Wohlergehen beider Seiten. Wir ermutigen die Person lediglich dazu, sich an einen Platz zu setzen, an dem sie sich wohlfühlt und von dort aus die Interaktionen der Mitschüler mit den Tieren zu beobachten.
Der kleine Junge setzte sich an die Tür, während ein Lehrer neben ihm das Geschehen kommentierte, welches zu sehen war: Der Therapiehund Oscar spielte mit den Kindern in der Klasse. Alle lachten ausgelassen und hatten großen Spaß. Mehr musste unser kleiner ängstliche Junge nicht sehen.
Daraufhin entschloss er sich selbst dazu, dass auch er mit Oscar spielen wollte. Anfangs mit Vorsicht und Unterstützung seines Lehrers und den Mitarbeitern, näherte er sich Oscar und ließ ihn an seiner Hand schnuppern. Oscar kam ihm auf die sanfteste Weise entgegen, als würde er mit seinem sechsten Sinn spüren, dass seinem neuen kleinen Freund bange war. Nach dem Beschnuppern hebte der Junge sein Hand und ging mutig daran Oscars Kopf zu streicheln. Sein kleines Gesicht leuchtete auf und wir wussten sofort, dass er sein Angst überwunden hatte.
Unsere vierbeinigen Berater statten auch Universitäten in Hong Kong Besuche ab und helfen den Studenten dabei, Stress abzubauen. Während der Prüfungszeit, in der Studenten mit viel Druck konfrontiert sind, steigt die Suizidrate in ganz China.
Unsere Therapiehunde besuchen gestresste Studenten, um ihnen einen Moment der Leichtigkeit zu schenken, welcher ihre Gedanken vom Lehrstoff wegbringt und sie daran erinnert, dass sich das Leben um mehr als nur um Prüfungen dreht.
Eine Studentin erzählte mir, dass sie die Hunde am liebsten durchgehend auf dem Campus haben würde. “Für den Moment mindern sie den Stress und ich fühle mich besser, wenn ich bei ihnen bin.”, sagte sie.
Unsere Volontäre von “Doctor Dog” besuchen alte und kranke Menschen in den Krankenhäusern von ganz Hong Kong und Guangzhou.
Viele ältere Patienten leiden an Demenz und anderen physischen, psychischen oder emotional bedingten Krankheitsbildern. Wenn die Hunde sie besuchen, sehen wir, wie die Gesichter dieser Patienten aufleuchten und wieder mehr Interesse an sozialen und kommunikativen Aktivitäten erwächst, die ihr Leben bereichern.
Aber eine der großartigsten Hilfeleistungen, die ich je von einem Assistenzhund miterlebt habe, war, als einer unserer “Doctor Dog” Hunde einen Krebspatienten im Endstadion in Hong Kongs “United Christian” Krankenhaus besuchte.
Tragischerweise waren alle medizinischen Lösungen ausgeschöpft und für den Patienten gab es keine Hoffnung auf Heilung mehr. Der Therapiehund Oscar und sein Betreuer nahmen sich die Zeit für einen Besuch und boten ihren Trost an.
Oscar schenkte dem Patienten und seiner Familie einen bitter nötigten Moment der Ruhe von all dem emotionalen Stress, den sie gerade durchlebten. In der Zeit seines Besuchs, waren sie nicht weiter mit dem Abschiednehmen eines Liebsten beschäftigt, sondern damit als Familie Spaß zu haben.
Oscar ermöglichte ihnen allen einen letzten gemeinsamen Moment der Freude und Normalität. Eine letzte schöne Erinnerung.
Wir erhielten im Nachhinein eine Grußkarte, welche uns alle sehr berührt hat. In ihr hieß es, “Danke, dass Ihr diesen liebenswerten Hund zu uns gebracht habt. Das hat mir für den einen Tag große Freude und Spaß bereitet. Zu einem Maß, mit dem keine erhältliche Wundermedizin mithalten kann.”
Es sind Momente wie diese, die einem verdeutlichen, wie groß die Hilfe eines Assistenztieres sein kann.
“Doctor Dog” und “Professor Pfote” sind seit 1991 dabei, Menschen mit mentalen und physischen Gesundheitsproblemen zu helfen und die chinesische Öffentlichkeit aufzuklären. Bis zum heutigen Tag konnten über 600.000 Menschen durch diese unglaublichen vierbeinigen Therapeuten aufgeklärt, besänftigt und bereichert werden.